Steinbruch – Skulpturen und Monotypien
Wenn es darum geht, die eine Bewegung zu erfassen, diese eine Bewegung, dieser eine Ausdruck, der der Emotion erlaubt, sich zu befreien.
Franziska Seifert stellt sich dieser Thematik, solange sie ihren künstlerischen Weg zurückdenkt. Sie fand dabei neben der Malerei auch und dann immer umfangreicher zur Bearbeitung des Steins.
So finden nun Steine aus aller Welt in ihr Atelier, Sandstein aus ihrer Heimat, Alabaster aus der Toskana und dem Süden Italiens, vielleicht ihre zweite Heimat, Springstone und Opale aus Namibia, Dolomit und Muschelkalk aus den Alpen und viele andere mehr.
Sie scheinen am besten geeignet, diesem Thema in der abstrahierten menschlichen Figur, meist und gerade erst im Fragment, näher zu kommen.
Die Monotypien, die teilweise über einen Meter im Quadrat groß sind, dienen auf diesem Wege nicht nur als Vorarbeit, sondern behalten ihren eigenen inhaltlichen und grafischen Charakter. Suchen sie doch den Weg vom Schein zum Wesen der Figur.
Sich von der Leinwand zu lösen, in die Dreidimensionalität der Skulptur, im Falle von Franziska Seifert in einer Größe zwischen 20 und 95 Zentimetern in Höhe oder Breite, ermöglicht es, die tiefste emotionale Regung der Figur in den umgebenden Raum zu „befreien“.
Das einzigartige Druckverfahren der Monotypie scheint wie gemacht für das Aufspüren der Bewegung. Nicht korrigierbar bleibt jeder Strich. Ein leichtes Wischen mit dem Handballen oder ein Aufsetzen des Unterarmes zum Beispiel folgen dem Griffel und sind unveränderbarer Teil des Ausdrucks. Der zuweilen rau wirkende Strich findet seine Entsprechung in der Arbeit am Stein, viele Atelierstunden bevor die Skulptur in Feinheit und Genauigkeit dem Zauber des emotionalen „Aufbruchs“ folgt.
Tom Oleander